Die Österreichische Nationalbibliothek hat ihre Crowdsourcing-Initiative gestartet, um ausgewählte, bislang online nicht zugängliche Bestände zu präsentieren und interessierte BenutzerInnen einzuladen, ihr Wissen über diese Bestände mit anderen zu teilen. In der Ende März 2021 abgeschlossenen ersten Crowdsourcing-Kampagne „Österreich aus der Luft“ haben über 2.200 registrierte BenutzerInnen mitgemacht. Vielen Dank!

Die Initiative #ichteilewissen

Die Crowdsourcing-Initiative bedeutet für uns ganz allgemein eine partizipative Initiative, die BenutzerInnen in den Mittelpunkt stellt; Bestände zeitgemäß zu präsentieren; neue Wege zur Erschließung von Bildern zu beschreiten; Wissen zugänglich und durchsuchbar zu machen. Wir hoffen, dass Ihnen die Teilnahme an der Crowdsourcing-Kampagne Freude bereitet hat. Und, dass Sie künftig finden, wonach Sie suchen.

Sie haben, gemeinsam mit uns, Österreich aus der Luft betrachtet und beschrieben.

Kurzüberblick und Highlights

  • Oktober 2018: Launch des Portals und der Kampagne „Österreich aus der Luft“
  • Juli 2019: Launch der ersten Qualitätssicherungsaufgabe
  • September 2019: Launch des Crowdsourcing-Blogs
  • November 2019: Crowdsourcing-Event für die beitragsstärksten UserInnen
  • Oktober 2020: Launch einer weiteren Qualitätssicherungsaufgabe
  • Ende März 2021: 2.270 registrierte UserInnen und offizielles Ende der Kampagne „Österreich aus der Luft“

Das Portal

Während der Laufzeit der ersten Crowdsourcing-Kampagne „Österreich aus der Luft“ zwischen Oktober 2018 und März 2021 war das Crowdsourcing-Portal unter https://crowdsourcing.onb.ac.at/ erreichbar. Anstelle dessen ist hier nun der Crowdsourcing-Blog zu finden. Damit legt die Crowdsourcing-Initiative an der Österreichischen Nationalbibliothek eine etwas längere, auch wohlverdiente, Pause ein. Auf dieser Seite möchten wir Ihnen einige Bereiche des Portals nochmals in Erinnerung rufen.

Die Startseite

Die Startseite von "Österreich aus der Luft"
Die Startseite, die NutzerInnen empfangen hat. Zu erledigende Crowdsourcing-Aufgaben sind dabei zentraler Bestandteil jeglicher Crowdsourcing-Aktivität. Wir haben drei grün gefärbte (Wissen sammeln) und zwei blau gefärbte (Wissen überprüfen) Aufgaben konzipiert. Die Landkarte auf der Startseite zeigt, welche Kartenmarker bereits gesetzt worden sind.

Das Projektteam hat die Crowdsourcing-Startseite als zentrale Anlaufstelle für UserInnen in Sachen Crowdsourcing-Kampagne gedacht:

  • Die Seite sollte in kurzen Worten den Nutzen und Mehrwert einer Mitarbeit bei der Crowdsourcing-Initiative erläutern.
  • Sie sollte einen schnellen Einstieg in die bloße Bildansicht und die einzelnen Aufgaben ermöglichen.
  • Sie sollte den Fortschritt einzelner Aufgaben visuell kommunizieren (u.a. mittels einer Landkarte).
  • Sie sollte das Wesentliche, nämlich das höchst interessante Bildmaterial aus den 1930er-Jahren, ins Zentrum rücken.
  • Sie sollte kommunizieren, welche UserInnen am meisten beigetragen haben.
  • Jede Crowdsourcing-Kampagne sollte außerdem eine eigene Farbe erhalten, damit sich UserInnen schnell in der Navigation zwischen einzelnen Kampagnen zurechtfinden. Die erste Kampagnenfarbe war inspiriert von der Farbe der Kartons, auf denen die historischen Luftbilder im Original aufkaschiert sind.

Die Bilder und der Bestand

Eine gelungene Crowdsourcing-Kampagne benötigt Bildmaterial, das interessant zu bearbeiten ist, in hoher Qualität vorliegt, und zu dem viele UserInnen (persönlichen) Bezug haben. Die Luftbilder der ehemaligen Firma ÖLAG (unser Bestand „Austroflug“), die in den 1930er-Jahren entstanden sind, haben diese Anforderungen bestens erfüllt und wurden bereits in einem Blogartikel vorgestellt.

Die damalige Aussichtswarte auf dem niederösterreichischen Tulbingerkogel
Die Luftbilder der ÖLAG waren Gegenstand der ersten Crowdsourcing-Kampagne „Österreich aus der Luft“. Hier: Die damalige Aussichtswarte auf dem niederösterreichischen Tulbingerkogel.

Originale

Die historischen Luftbilder sind Ende 1950 von der Lichtbildstelle an die Österreichische Nationalbibliothek übergeben worden und lagen vor der Digitalisierung in Portefeuilles zu je ca. 100 Bildern vor. Bis zu drei Bilder sind auf einem Karton aufkaschiert. Neben den Bildern findet sich je eine maschinengeschriebene Kurzbeschreibung, deren VerfasserIn nicht bekannt ist.

Digitalisierung

Von den Kartons wurden Scans angefertigt und die einzelnen Bilder wurden nicht vom Karton abgelöst. Daher ist auf fast allen Bildern ein schmaler Kartonrand zu sehen.

Der Wiener Mexikoplatz in den 1930er-Jahren
Der Wiener Mexikoplatz von oben.

Historisches zu den Bildern

1928 wurde die Luftbildabteilung der ÖLAG (Österreichische Luftverkehrs AG) gegründet. Die ÖLAG, eine Fluggesellschaft mit dem Heimatflughafen Wien Aspern, bestand von ihrer Gründung 1923 bis zur Eingliederung in die Lufthansa 1939. Die Luftbildabteilung hatte den Zweck, sowohl orthogonale Luftbilder für das Vermessungswesen, als auch Schrägluftbilder aufzuzeichnen. [1] Die Luftbilder entsprechen dem damalig festgelegten Typus Schrägluftbild. Insgesamt ist der Literatur zu entnehmen, dass sich die Anzahl der Schrägluftbilder, die bis 1933 — in diesem Jahr wurde diese Quelle veröffentlicht — aufgenommen worden sind, bereits auf ca. 7.000 Bilder belaufen hat. Inwieweit es sich hier auch um Testaufnahmen und fehlerhafte Aufnahmen handelt, ist nicht bekannt. Es ist aber davon auszugehen, dass der Fotobestand der „Austroflug“ etwas größer ist, als jener, über den die Österreichische Nationalbibliothek verfügt.

Die Aufgaben

Die einzelnen Aufgaben für die Beschreibung der Luftbilder sollten für UserInnen ein interessantes Betätigungsfeld darstellen. Wir haben uns dazu entschieden, die Aufgaben in Subbereiche zu trennen. Der Grund dafür ist, dass wird angenommen haben, dass sich UserInnen lieber auf eine Aufgabe – z. B. Kategorisieren – konzentrieren und sie auf mehrere Bilder anwenden, bevor sie sich einer weiteren Aufgabe widmen. Außerdem blieb so der gemeinsame Fortschritt besser nachvollziehbar. Die Ergebnisse zu den einzelnen Aufgaben finden Sie gesammelt in diesem Blogbeitrag.

Kategorisieren

Für eine grobe Kategorisierung mit wenigen Begriffen war weder Vorwissen noch Ortswissen erforderlich. In dieser Aufgabe konnten UserInnen allgemeine Angaben zu Naturraum, Besiedelung und Landschaft und Geländeform, Bebauung, Naturraum und Fotografie machen. Diese Aufgabe hat sich als äußerst beliebt herausgestellt.

Aufgabe 1 bei "Österreich aus der Luft"
Aufgabe 1 – Kategorisieren.

Tagging

Das Tagging erlaubte eine freiere Beschreibung eines Bildes mit Ortsnamen, Stichwörtern und sogenannten Eigenen Begriffen. Auch sie diente der besseren Auffindbarkeit von Bildern.

Aufgabe 2 bei "Österreich aus der Luft"
Aufgabe 2 – Tagging.

Verorten

In der Aufgabe Verorten konnten UserInnen einen Kartenmarker frei platzieren oder aus einer Liste an Orten wählen. Diese Aufgabe erlaubte in weiterer Folge das Platzieren des Bildes auf einer Landkarte und zählte, wie das Kategorisieren, zu den beliebtesten.

Aufgabe 3 bei "Österreich aus der Luft"
Aufgabe 3 – Verorten.

Tags bewerten

Eine der beiden Qualitätssicherungsaufgaben war die Aufgabe Tags bewerten. Tags, die UserInnen in Aufgabe 2 vergeben haben, wurden hier, wiederum von der Crowd, auf Ihre Richtigkeit überprüft. In einer weiteren Ausbaustufe der Crowdsourcing-Plattform wäre denkbar, dass UserInnen Ihre Rückmeldung auch genauer qualifizieren können (z. B. einen Grund für die Bewertung angeben können). Diese Aufgabe haben wir einem Blogbeitrag bereits näher vorgestellt.

Aufgabe 4 bei "Österreich aus der Luft"
Aufgabe 4 – Tags bewerten.

Verortung bewerten

Auch die beigetragenen Verortungen mussten einer Überprüfung durch die Crowd in einer eigenen Aufgabe Verortung bewerten standhalten. Diese Aufgabe, die wir bereits in einem Blogbeitrag näher vorgestellt haben, konnte pro UserIn pro Bild nur exakt ein Mal durchgeführt werden. Die ermittelten passendsten Kartenmarker werden sich in weiterer Folge, nach der Übernahme in den Bibliothekskatalog, im Titel des Bildes wiederfinden.

Aufgabe 5 bei "Österreich aus der Luft"
Aufgabe 5 – Verortung bewerten.

Der Aufgabenwähler

Für einen effizienten und komfortablen Wechsel zwischen den Aufgaben war der sogenannte Aufgabenwähler gedacht. Unser Ziel war hier, dass UserInnen auch nach einem Aufgabenwechsel bei demselben Bild wieder einsteigen können.

Der Aufgabenwähler bei "Österreich aus der Luft".
Der Aufgabenwähler.

Das Bildjournal

Die Beiträge für jedes Bild werden im sogenannten Bildjournal gespeichert. Hier war, neben der Lizenzinformation und der Downloadmöglichkeit für angemeldete BenutzerInnen, auch ersichtlich, wie viele Beiträge bereits für dieses Bild vorliegen.

Die Suche

Die Möglichkeit, Bilder mittels der durch die Crowd beigetragenen Metadaten besser durchsuchen zu können, stellt einen der primären Nutzen unserer Crowdsourcing-Initiative dar. In der Suche auf dem Crowdsourcing-Portal war es sowohl möglich, gezielt nach Stichwörtern oder Ortsnamen zu suchen sowie die Bilder grob nach Kategorien zu filtern (nur Bilder, die Seen zeigen; nur Bilder aus der Steiermark usw.).

Die Bildsuche bei "Österreich aus der Luft".
Die Bildsuche ließ sowohl präzises Suchen als auch grobes Filtern zu.

Nächste Schritte und Zukünftiges

Ihr Engagement ist ein nachhaltiges, die Wissensallianz zwischen Bevölkerung und Bibliothek eine beständige. In den nächsten Monaten werden die erhaltenen und qualitätsgesicherten Metadaten sowie die Bilder in die Bibliothekssysteme der Österreichischen Nationalbibliothek überführt. Damit werden die Bilder für andere auffindbar. Das wäre zu diesem Zeitpunkt ohne Ihre Mithilfe in der Crowdsourcing-Kampagne nicht möglich gewesen.

Was bringt die Zukunft? Nur so viel sei bereits verraten: Es wird weitere partizipative Initiativen an der Österreichischen Nationalbibliothek geben. Wir hoffen, Sie sind auch künftig Teil der Crowd!

Anmerkungen

[1] 10 Jahre Österreichische Luftverkehrs A. G. [1923 – 1933], Von: Österreichische Luftverkehrs AG ; Wien Pago 1933. Eintrag im Katalog der Österreichischen Nationalbibliothek: http://data.onb.ac.at/rec/AC04699317