Die Crowdsourcing-Initiative der Österreichischen Nationalbibliothek steht unter dem Leitgedanken #ichteilewissen. Dieses Motto umfasst für uns auch die Qualitätssicherung der von der Crowdsourcing-Community geleisteten Arbeit. Ihre bisherigen Beiträge zur Bewertung, Verifizierung oder Verfeinerung von Geodaten sind geteiltes Wissen, das für die Österreichische Nationalbibliothek von großer Bedeutung ist. Daher widmen wir uns in diesem Blogbeitrag erneut dem – für die Crowdsourcing-Initiative äußerst wichtigen – Thema Qualitätssicherung.

Foto: Sacha Styles / Unsplash

Neue Aufgabe „Tags bewerten“

Die Konzeption, Gestaltung, Vorbereitung und Umsetzung einer neuen Aufgabe für die Crowdsourcing-Initiative braucht Zeit und will gut überlegt sein. Heute ist es wieder soweit –  es freut uns, anzukündigen, dass die Crowdsourcing-Initiative wieder um eine Facette reicher geworden ist: Die neue Aufgabe „Tags bewerten“ ist online! Diese Aufgabe ist gleichzeitig auch die letzte für unsere Crowdsourcing-Kampagne „Österreich aus der Luft“.

Nachdem sich unsere letzten beiden Blogbeiträge (siehe hier und hier) bereits mit den Hintergründen der Qualitätssicherung von Kartenmarkern und somit mit den Aufgaben „Verorten“ und „Verortung bewerten“ auseinandergesetzt haben, schließen wir heute nahtlos mit Informationen zur neuen Aufgabe „Tags bewerten“ an. Sie kann im Zeitraum von Anfang Oktober 2020 bis Ende März 2021 absolviert werden. Helfen Sie auch diesmal wieder mit, die Qualität der bisher eingebrachten Tags sicher zu stellen und die Beschreibung für die historischen Luftbilder zu präzisieren!

Wie wir bereits mehrmals auf diesem Blog erwähnt haben, finden wir es sehr wichtig, dass die Qualitätssicherung für die Crowdsourcing-Initiative durch die Crowdsourcing-Community selbst durchgeführt wird. Sehen wir uns dazu einige Beispiele für Beiträge an, die uns im Zuge der Durchführung der Aufgabe „Tagging“ erreicht haben.

Statistiken und Beispiele für eingebrachte „Tags“

Was meinen wir genau mit dem Begriff „Tag“ im Kontext der Crowdsourcing-Initiative? Tags beschreiben Bilder, damit diese besser auffindbar sind. Die deutschsprachige Wikipedia liefert dazu folgende Definition: [1]

„Ein Tag (…) ist eine Auszeichnung eines Datenbestandes mit zusätzlichen Informationen.“

Tags können auf unserer Plattform aber noch genauer differenziert werden. So entstammen die für die Crowdsourcing-Kampagne „Österreich aus der Luft“ eingebrachten Tags drei unterschiedlichen Kategorien: Sachschlagwörter, Ortsnamen und sogenannte eigene Begriffe. Wir haben uns im Zuge der Konzeption der Aufgabe „Tagging“ dazu entschlossen, alle drei Ausprägungen von Tags in derselben Aufgabe zuzulassen, damit UserInnen im Zuge der Beschreibung eines Bildes nicht zwischen verschiedenen Aufgaben wechseln müssen.

Wie auch bei den eingebrachten Kartenmarkern sei auch an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass das Projektteam keine Tags aussortiert hat. Daher können wir für die Richtigkeit der Angaben auch keine Gewähr übernehmen.

Mit Stand Anfang Oktober 2020, haben uns über 24.000 Tags von Ihnen, der Crowdsourcing-Community, erreicht. Um diese große Zahl anschaulicher zu machen, zeigen wir im Folgenden einige Beispiele für eingebrachte Tags.

Sachschlagwörter

Die erste hier vorgestellte Ausprägung von Tags sind sogenannte Sachschlagwörter. Beispiele für diese Kategorie von Tags sind u. a. „Stadt“, „Dorf“, „Kirche“, „Straße“, „Schule“ oder „Haus“. Es handelt sich bei diesen Begriffen also nicht zwingend um spezielle Eigennamen, sondern um allgemeine Beschreibungen zu einem Bild. Diese sollen auch ohne spezifische Ortskenntnisse beigetragen werden können. Zirka ein Viertel aller beigetragenen Tags sind Sachschlagwörter.

Wenn Sie in der Aufgabe „Tagging“ ein vorgeschlagenes Sachschlagwort wählen, entstammt dieses aus einem so genannten kontrollierten Vokabular, der „Gemeinsamen Normdatei“, oder kurz GND. Die GND ist ein Gemeinschaftsunterfangen vieler beteiligter Institutionen (v. a. Bibliotheken), die Daten werden an der Deutschen Nationalbibliothek gehalten. Auf deren offizieller Website heißt es, zur Erklärung der GND: [2]

„Vor allem Bibliotheken nutzen die GND zur Erschließung von Publikationen. Zunehmend arbeiten mit der GND aber auch Archive, Museen, Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen sowie Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in Forschungsprojekten. Normdaten erleichtern die Erschließung, bieten eindeutige Sucheinstiege und vernetzen unterschiedliche Informationsressourcen.“

Die Begriffe entstammen also nicht der Feder des Projektteams Crowdsourcing, sondern einem kuratierten und geprüften Vokabular, das standardisiert ist. Das Projektteam hat aus diesem Bestand wiederum geeignete Begriffsgruppen für die Crowdsourcing-Kampagne ausgewählt.

Sachschlagwörter in der Aufgabe 4
In der Aufgabe „Tags bewerten“ werden auch Sachschlagwörter gezeigt, die Aspekte des Bildes beschreiben sollen. Hier zum Beispiel „Gebirge“. Die Eignung der Tags als passende Beschreibung dieses Bildes können Sie mit „Ja oder „Nein“ bewerten. Auf der rechten Seite ist die Anzahl der bereits bewerteten Tags für dieses Bild ersichtlich.

In der neuen Aufgabe „Tags bewerten“ ersuchen wir Sie nun um Mithilfe, diese von anderen UserInnen beigetragenen Sachschlagwörter mit „Ja“ (wenn der gezeigte Begriff auf dem Bild zu sehen ist, oder es zumindest plausibel ist, dass er zum Bild passt) oder „Nein“ (wenn der gezeigte Begriff das Bild oder Gezeigtes auf dem Bild nicht adäquat beschreibt) zu markieren.

Ortsnamen

Die zweite Ausprägung von Tags auf der Crowdsourcing-Plattform sind Eigennamen wie „Wien“, „Graz“, „Niederösterreich“, „Salzburg“. Weiters auch Namen von Berggipfeln, Landschaften, Gewässern oder besonderen Landmarks. Mit „Landmarks“ sind zum Beispiel Sehenswürdigkeiten wie das Wiener Rathaus oder der Grazer Uhrturm gemeint. Streng genommen handelt es sich also um einzigartige Orte, daher benennen wir diese auf der Plattform als Ortsnamen. Ihnen ist gemein, dass sie durch Geokoordinaten eindeutig auf einer Landkarte identifizierbar sind. Bei ungefähr der Hälfte aller beigetragenen Tags handelt es sich um Ortsnamen.

Wie die Stichwörter stammen auch Ortsnamen aus einem kontrollierten Vokabular, genauer, dem Webservice Geonames.org. [3] Durch die Verwendung dieses Webservices wird eine einheitliche Schreibweise der Ortsnamen gewährleistet.

Ortsnamen in der Aufgabe 4
Auch Ortsnamen werden, wie hier im Beispielbild, gezeigt.
Auch diese sind mit „Ja“ oder „Nein“ bewertbar.

In der neuen Aufgabe „Tags bewerten“ ersuchen wir Sie um Mithilfe, diese von anderen UserInnen eingebrachten Ortsnamen mit „Ja“ (wenn der Ortsname zum Abgebildeten passt) oder „Nein“ (wenn der Ortsname nicht zum Abgebildeten passt) zu markieren.

Eigene Begriffe

Für den Fall, dass die im Zuge des Taggings der Bilder von der Crowdsourcing-Plattform angebotenen Sachschlagwörter und Ortsnamen nicht ausreichend präzise für eine schlüssige Beschreibung der Bilder sind, haben wir die Möglichkeit geschaffen, neue, eigene Begriffe hinzuzufügen. Vorgesehen war diese Art von Tags z. B. für seltene Flurnamen o. Ä., die nicht aus einer Normdatei stammen (können). Immerhin rund ein Viertel aller von UserInnen beigetragenen Tags entstammen der Kategorie „eigener Begriff“.

In der Praxis, und in der nun fast zweijährigen Laufzeit der Kampagne „Österreich aus der Luft“, haben UserInnen dieses Feld mitunter auch als Kommentarfeld verwendet. So haben uns zum Beispiel folgende eigene Begriffe (oder eigentlich Kommentare) erreicht:

  • Westlichste Gemeinde Österreichs
  • Rax, Otto-Haus, Jakobskogel
  • Strandbad Klagenfurt mit Badesteg und Badehüttenanlagen

Oder auch Hinweise auf falsche Verortungen, wie z. B.:

  • Ist-Nicht-Andritz (sic!)
  • falsch verortet

Naturgemäß finden sich in dieser Kategorie von Tags nun auch unterschiedliche Schreibweisen, die ihrerseits auch alle richtig sein können. Eine Vereinheitlichung dieser Schreibweisen liegt allerdings außerhalb dessen, was diese Crowdsourcing-Aufgabe leisten kann.

Eigene Begriffe in der Aufgabe 4
Gerade bei längeren Tags handelt es sich meist um von BenutzerInnen zusätzlich beigetragene „eigene Begriffe“. Wie alle anderen Tags sind diese auch mit „Ja“ oder „Nein“ bewertbar.

In der neuen Aufgabe „Tags bewerten“ ersuchen wir Sie um Mithilfe, diese von anderen UserInnen eingebrachten eigenen Begriffe mit „Ja“ (wenn der Begriff zum Bild passt und richtig geschrieben ist) oder „Nein“ (wenn der Begriff nicht zum Bild passt oder der Begriff falsch geschrieben ist) zu markieren.

Resümee und nächste Schritte

Es ist nun an der Zeit, diese beigetragenen Tags einer Qualitätsprüfung zu unterziehen. Dafür veröffentlichen wir nun die Aufgabe „Tags bewerten“ und starten somit die finale Phase für Beiträge zur ersten Crowdsourcing-Kampagne „Österreich aus der Luft“.

Die neue Aufgabe und die Kampagne „Österreich aus der Luft“ werden noch bis Ende März 2021 für Beiträge offenstehen. Unser Ziel danach ist es, die qualitätsgesicherten Daten in den Bibliothekskatalog der Österreichischen Nationalbibliothek zu überführen.

Im Laufe des Jahres 2021 werden die Bilder von „Österreich aus der Luft“ auch via ÖNB Digital abrufbar sein. Ein Meilenstein, der nur mit Ihrer Hilfe erreicht werden kann: Dann haben Sie mitgeholfen, ihr Wissen an der Österreichische Nationalbibliothek zu verankern und damit der allgemeinen Öffentlichkeit, für die die Bilder dann in den Katalogen auffindbar sein werden, einen wertvollen Dienst erwiesen. Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal herzlich für Ihren Einsatz bedanken.

Wir hoffen, Sie bleiben uns auch für diese neue Aufgabe treu. Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen und Ihr Feedback unter crowdsourcing@onb.ac.at.

Referenzen

  1. Wikipedia-Eintrag zu „Tag (Informatik)“ – https://de.wikipedia.org/wiki/Tag_(Informatik)
  2. Deutsche Nationalbibliothek: Die GND –  https://www.dnb.de/DE/Professionell/Standardisierung/GND/gnd_node.html
  3. Geonames.org – https://www.geonames.org